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20.04.2023

1 Monat Workation als Selbstständiger - geht das überhaupt?

Nils Bohnes berichtet über seine 4-wöchige Kreuzfahrt durch Asien

Für den Frühling 2023 habe ich mir etwas Ausgefallenes überlegt: 4 Wochen Kreuzfahrt quer durch die asiatischen Gewässer. Als Selbstständiger kennt man den abgedroschenen Spruch: Wir arbeiten selbst und ständig. Meine Lösung lag auf der Hand: Der Job kommt einfach mit.

Die Sprüche im Vorwege waren vielfältig. Von „gönnt es Euch“ bis zu „ihr müsst ja Geld haben“. Naja das kennt man ja. Gönner und Neider, alles dabei.

Aber lassen sich 4 Wochen Urlaub und dazu noch auf einem Kreuzfahrtschiff wirklich realisieren? Neumodisch spricht man von einer „Workation“, denke ich. Arbeiten an einem anderen Ort, alles unter einem Hut. Ich war da ganz positiv gestimmt. Mit großem Vertrauen in die digitale Welt, zumal unsere Reise ja nach Asien ging und es von da aus ja nun wirklich kein Problem sein sollte. Und Dank Telekom World-Tarif sowieso nicht.

Also rein in den Flieger in Hamburg mit Emirates und Wohlfühlen. Von Dubai im schönen A380 Upper Deck weiter nach Singapore. Ausgeruht angekommen und ab auf „Mein Schiff 5“. Kurze Emigration (wir waren ja im Transit), schneller Check-In auf dem Schiff und 4 Wochen Seereise lagen vor uns. Nahezu perfekt!

Singapore


Singapore kannte ich von Dienstreisen und Urlauben bereits recht gut. Alles sehr sauber, fast schon klinisch rein. So wie erwartet. Eine recht neue mega Mall an der Marina-Bay und dann ab „auf“ das Hotel und eine Runde im fast schon legendären Infinity-Pool auf dem Dach des Hotels. Danach ab in die Rooftop-Bar, ein kühler Drink, ein paar Dumplings und die Welt war schön, bei 33 Grad und recht hoher Luftfeuchtigkeit.

Auf dem Schiff dann noch ein paar Mails checken und zwei bis drei Telefonate führen. War ja Abend, also kein Problem mit den 6 Stunden Zeitunterschied. Das Netz war irre gut und schnell. So lange, wie man die Balkontür auf dem Schiff offen liess. Denn die Scheiben absorbierten das gute Netzt leider. Türe offen hiess aber auch keine Aircondition…

Koh Samui (Thailand)


Die Bilder, die ich vor Augen hatte, mussten irgendwo anders gemacht worden sein. Dreckig war es und die Inselausflüge waren echte „Touristen-Fallen“. Selbst schuld, wenn man so etwas an Bord bucht. Dafür gab es aber auch kein Netz, für niemanden und nichts. Also einfach nichts tun, auch nicht arbeiten. Zum Glück hatte ich bereits gut vorgesorgt und alle Kunden waren informiert.

Bangkok (Thailand)


Die digitale Welt hatte mich wieder. Kurz nach dem Anlegen und Aufstehen purzelten die Mails nur so herein. Ist halt ungewohnt, einen Tag lang gar keine Mails zu bekommen. Ab in die Tempelstadt zum Königspalast. 35, 38, 40, 44 Grad und 95% Luftfeuchtigkeit. Puhhh … und dann 2 Stunden ohne Schatten rumlaufen. Da mochte man sein Handy nicht einmal in der Hand haben. Anschliessend lecker zu Mittag gegessen (klimatisiert), dann Klong-Fahrt und noch 2 Tempel. Die hohen Temperaturen haben mir wirklich zu Schaffen gemacht - was das Arbeiten nicht gerade erleichtert hat.

Ho-Chi-Minh City (ehemals Saigon) und Da Nang


Ein erster gefühlter Wahnsinn. Was für ein Trubel, was ein Gewusel. Kaum vorstellbar. Aber auch faszinierend. Wer meint, dass es in Berlin, London oder New York hektisch ist, der sollte unbedingt Saigon kennenlernen. Aber diese natürliche Gastfreundschaft, diese Mischung aus Tradition und Moderne war für mich einzigartig zu erleben. Abends dann noch nach Hoi An und ein einzigartiges Schauspiel an Lichtern und Lampions erleben. Wow, was für ein Erlebnis. Und ein klimatisierter Starbucks, in dem eine einzigartige Ruhe herrschte und man auch sehr gut mal für eine Stunde arbeiten konnte.

Hanoi


Für mich das absolute Highlight der Reise. Hanoi alleine hat 10x so viele angemeldet Motorroller wie ganz Deutschland, dazu kommen noch einmal die gleiche Anzahl nicht angemeldeter Roller. Der Motorroller als Verkehrs- und Transportmittel Nummer eins! Und irgendwo dazwischen: ich in einer Rikscha. Ich bin durch die Verbindung zum Rennsport zwar rasante Fahrten gewöhnt, aber lasst mich euch sagen: Das war „Leben am Limit pur“. Ich habe es bis heute nicht nachvollziehen können, wie der Verkehr dort funktioniert. Scheinbar ohne Regeln. Oder doch mit Regeln die ich nicht verstanden habe?
Was für eine Stadt. Hier wurde alles miteinander kombiniert. Tradition, Technik, arm und reich, Moderne. Ich kann es gar nicht beschreiben.
Vorbei an zig Garküchen, an dreckigen Strassenzügen mit den modernsten Geschäften und Starbucks an jeder Ecke. Manchmal wusste ich gar nicht, bin ich im Urlaub oder treibt mich irgend etwas im Trubel dieser Stadt umher. Ich kann es nicht sagen. Und dann mitten drin, das Luxury Five Star SOFITEL Legend Hotel Hanoi von 1901. Ein Traum von Hotel, Marmor, Luxus pur. Ein Cappuccino wie in der schönsten Stadt Italiens. Hier ließ ich mich für ein paar Stunden zum Arbeiten nieder. Ich habe noch nie auf der Welt an einem traumhafteren Ort meine E-Mails bearbeitet. Ich kann es bis heute nicht fassen … Den perfekten, wirklich absolut perfekten Service brauche ich wohl nicht weiter beschreiben.

Hongkong


Es ist eben nicht mehr das legendäre Hongkong von früher. Es geht nach wie vor alles nach oben hinaus. Jeder Meter wird für mindestens 50 Etagen genutzt. Aber wer auf der Suche nach dem legendären Fischmarkt in Aberdeen ist, wird genau so enttäuscht wie in vielen anderen Punkten, die Hongkong legendär gemacht haben. Der Nachtmarkt besteht aus ca. 10 verwahrlosten Ständen inklusive Prostitution, die es ja offiziell gar nicht gibt. Klar, Hongkong ist immer noch faszinierend für die, die noch nie da waren. Ohne Frage, schon alleine die Bauten. Die Star Ferry hat mich dann doch etwas in die alten Zeiten versetzt, so wie ich Hongkong aus zahlreichen Reisen kannte. Und auch hier hat mich der Starbucks dank Klimaanlage dazu verführt, wieder etwas zu arbeiten.

3 Seetage auf dem Weg nach Kagoshima und Nagasaki


Da hätte ich ja nun wirklich die Zeit gehabt, mal etwas intensiver zu arbeiten. Aber das Bord WLAN lässt das nicht zu. 100 EUR für 7 GB. Was nützen mir 7 GB, wenn das Netz so schwach ist, dass man kaum per WhatsApp kommunizieren kann. Das ist aus meiner Sicht „Abzocke gepaart mit Technik aus der Jahrhundertwende“! Nichts Anderes. Und dann die tollen Sprüche der Mitreisenden; „Man ist ja für Urlaub auf dem Schiff“ oder „scheiss Internet, sollte man sowieso abstellen“. Ja ja ja, es gibt aber nun einmal Menschen, die ihre Arbeit mit an Bord genommen haben.

Japan


Da war ich noch nie und jetzt bin ich enttäuscht. Zumindest was die beiden Städte betrifft, die ich besucht habe. Kaum einer spricht Englisch, also so gut wie keine Kommunikation. Diese, zumindest aus meiner Sicht, völlig übertriebene Disziplin in allen Dingen. Die viel gepriesenen Parks, die auch nicht schöner sind als in Hamburg Planten un Blomen (ok, vielleicht doch, aber nicht viel). Und selbst im Starbucks haben sie meine Bestellung auf Englisch nicht verstanden.

Busan und Seoul/Südkorea


Wow, was für eine Entwicklung. Von einem der ärmsten Länder der Welt zu Reichtum, Luxus und Hightech pur. In 2023 findet in Busan die Weltausstellung statt. Empfunden habe ich es, als wenn es morgen schon losgeht. Sauber, technisch absolut auf dem High-Level. Und trotzdem ist die Tradition nicht auf der Strecke geblieben. Hanoi war meine Nummer 1 auf der Reise, Busan aber direkt dahinter die Nummer 2. Imposant, was hier geschaffen wurde. Welcher Lebensstandard hier inzwischen herrscht. Wahnsinn, ich war und bin noch begeistert. Und auch Seoul. Wahrlich imposant!

Taipeh/Taiwan


Tja, das war es dann mit dem Telekom Worldtarif. Hier gab es gar kein Netz. Angeblich wurde das Land von einem Chinesischen Sperrnetz überzogen. Angeblich, denn der Bericht dazu kam aus den westlichen Medien. In Taipeh sagte man mir, dass das Netz tatsächlich so schlecht und schwach wäre. Wie auch immer, arbeiten nicht möglich. Das gibt einem nicht gerade das beste Gefühl, irgendwie abgeschnitten und isoliert.

2 Seetage zurück nach Hongkong


Nach 2-tägiger Empfangs-Zwangspause an Deck des Schiffes hatte uns die digitale Welt in Hongkong wieder. Und schnell ist einem klar, so schnell sind 4 Wochen Kreuzfahrt vorbei gegangen.

Fazit


Ich gebe zu, dass ich mir die Momente, an denen ich auch im Urlaub einfach arbeiten musste (und das können sicherlich Selbständige eher verstehen) anders vorgestellt hätte. Asien, die Hightech Region schlechthin? Ja und nein. Ich bin jedenfalls froh, dass es Starbucks gibt. Die Technik an Bord der „Mein Schiff Flotte“ ist eine Katastrophe. Das ist wahrlich nicht mehr zeitgemäss.
Hatten wir Angst vor Krieg oder Krisen in der Region? Nein, hatten wir nicht. Absolut nicht. Der Kapitän unseres Schiffes hat uns täglich über die aktuelle Lage informiert. Und auch in den Ländern selbst, wie z.B. Taiwan, war nichts aber auch gar nichts von Angst vor einem Krieg zu spüren. Die Medien leben von Sensationen und spektakulären Berichten, leider zu oft und auch zu viel. Und wenn es sie vielleicht (noch) gar nicht gibt.

Und ansonsten? Doch, 4 Wochen Urlaub kombibiert mit der Arbeit geht! Sogar gut!

 

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